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Philosophie

Vielfalt und Verschiedenheit
„Vielfalt“ ist zur Chiffre für die Kennzeichnung unserer Zeit geworden, der Umgang mit Differenz und Diversität zur zentralen Herausforderung moderner Gesellschaften. Vielfalt leben und gestalten zu können, wird zu einer neuen Schlüsselkompetenz in Wirtschaft und Politik, ebenso auch in sozialer und pädagogischer Arbeit. Die Frage nach der Fähigkeit unserer Gesellschaft, den sozialen Zusammenhalt zu gewährleisten, also gesellschaftliche Inklusion und lebensweltliche Integration zu ermöglichen beziehungsweise Exklusion und Desintegration zu vermeiden, muss in den verschiedenen gesellschaftlichen Feldern ständig neu beantwortet werden.

Vielfalt prägt unseren Alltag und ist Quelle unterschiedlichster Ressourcen. Vielfalt - durch Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, unterschiedliche Ausstattungen, Generationenzugehörigkeit oder sexuelle Orientierung - verlangt, Verschiedenheiten wahrzunehmen, anzuerkennen und kompetent damit umzugehen. Dazu beizutragen sind die wesentlichen Ziele unseres Instituts.

Vielfalt und Verschiedenheit und der Umgang damit sind für soziales und pädagogisches Handeln nicht neu. Soziale Arbeit hat schon immer kulturelle Übersetzungsarbeit geleistet. Aber die Interventionen waren in der Vergangenheit individualisiert, auf den Einzelfall bezogen, hatten eher einen homogenisierenden Charakter und waren nicht von Anerkennung und Wertschätzung geprägt. Es gab keine grundsätzlich reflexive Haltung und kritische Reflexion der Konstruktionsmechanismen der sozialen und kulturellen Herstellung von Differenz.

„Interkulturelle Verständigung“ als unsere Philosophie und als Fortbildungsansatz reflektiert diese neuen Herausforderungen einer von Vielfalt und Verschiedenheit geprägten Gesellschaft. Nach unserer Überzeugung bedeutet Vielfalt vor allem Chance und Herausforderung.

Was ist dafür der gesellschaftliche Zielhorizont?

Integration und Inklusion
Schon seit längerem formulieren Teile der Sozialen Arbeit und Pädagogik ihr Unbehagen an einem Konzept von Integration, wie es in Politik und Öffentlichkeit, also in den Alltagssemantiken deutlich wird. Kritisiert wird eine Vorstellung von Integration als einseitige Anpassungsleistung, analysiert werden die damit verbundenen diskri-minierenden und rassistischen Konnotationen, konstatiert wird eine gesellschaftliche Wir-Ihr-Polarisierung. Die Kritik setzt sich dabei nicht in erster Linie mit der klassischen Migrationssoziologie und ihren Begriffen auseinander sondern vorwiegend mit der Praxis in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Diese öffentlichen Diskurse konstituieren eine duale Denkstruktur, ein Wissen über Zugehörigkeit bzw. Nichtzugehörigkeit und konstruieren damit den Anderen, den kulturell Fremden. Von Integration wird meist gesprochen unter dem Vorzeichen des Nichtgelingens wie in Wahlkämpfen oder auf Titelseiten von Spiegel, Fokus und Bild. Im Ergebnis haben sich die alltagssemantischen Bedeutungen des Integrationsbegriffs von den sozialwissenschaftlichen Inhalten verselbständigt. Die Assoziationen, die eine kritische Fachöffentlichkeit und Publizistik damit verbinden, sind vorwiegend negativ. Das verweist auf die Notwendigkeit der Veränderung. Ist dafür der Inklusionsbegriff geeignet?

Der Integrationspädagogik verdanken wir den aktuellen Diskurs um Inklusion. In Abgrenzung zum alten Integrationsansatz, der - wie in der Migrationspolitik - die Verantwortung für notwendige Veränderungs- und Anpassungsleistungen in erster Linie bei den Betroffenen verortet, zielt die Inklusionsperspektive auf gesellschaftliche Zugehörigkeit von Anfang an. Behinderung wird (auch) gesellschaftlich hergestellt. Die volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen wird verhindert durch die Wechselwirkung von individueller Beeinträchtigung und gesellschaftlichen Barrieren (so Art. 1 der UN-BRK). Daraus ergibt sich als Herausforderung, die rechtlichen, institutionellen und organisatorischen Verhältnisse zu verändern, das heißt die Veränderung und Anpassung der Institutionen an die Fähigkeiten der Menschen und nicht umgekehrt. Dafür sind institutionelle Inklusionsvoraussetzungen und individuelle Fördermaßnahmen zu verbinden. Inklusion soll als eine neue Haltung verstanden werden, die alle Formen von Benachteiligung aufgreift, die alle Aspekte von Diversität umfasst, die Vielfalt als Normalität begreift, der es um Strukturen von Organisationen und deren Zugangsbarrieren geht und die letztlich einen tief greifenden gesellschaftlichen Wandel anstrebt.

Gemeinsamer Fokus der integrations- wie inklusionsorientierten Ansätze ist die Fra-ge nach der Stellung von Menschen mit Migrationshintergrund in der sozialen Verteilungsstruktur, also ihren Zugängen zu den Funktionssystemen der Gesellschaft wie Einkommen, Bildung, Wohnen, Gesundheit, Recht. Insoweit sind Integration und Inklusion gleich zu setzen. Unterschiede bestehen in den normativen Prämissen, in unterschiedlichen Haltungen als Ausgangslage: Integration setzt auf Eingliederung, erwartet Angleichung und Anpassung. Inklusion geht von der Zugehörigkeit aller aus und zwar von Anfang an. Integration formuliert eine Erwartung der Gesellschaft an Zugewanderte, fordert ein aktives Tun, versteht Eingliederung als eine „Bringschuld“ der Menschen mit Migrationshintergrund. Inklusion geht von der Erwartung der Menschen an die Gesellschaft aus, alles dafür zu tun, dass ihr Einschluss gewährleistet ist, beschreibt also die Gewährleistung von Zugehörigkeit als eine Art „Bringschuld“ der Gesellschaft. Insoweit eröffnet Integration zwar die Möglichkeit der Teilhabe an den gesellschaftlichen Funktionssystemen, aber eher als abstrakte Teilhabechance. Inklusion dagegen setzt auf die konkrete Ermöglichung von Teilnahme, indem sie etwa durch Empowerment Teilnahmefähigkeit ermöglicht.

Der Inklusionsbegriff könnte aktuelle Diskurse zusammenführen und neue Orientierungen ermöglichen. Mit der Diskussion um eine neue Willkommens- und Anerkennungskultur wird auf demographischen Wandel und zunehmenden Fachkräftemangel reagiert. Mit Diversity Management und interkultureller Öffnung wird angeregt, Vielfalt als Chance zu sehen und für deren produktive Nutzung die strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen. Genau darauf verweist auch die Inklusionsforderung: die jeweiligen Strukturen mit ihren Ausgrenzungsmechanismen und Zugangsbarrieren zu analysieren und die bestehenden Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu reflektieren. Durch eine Leitorientierung Inklusion werden die Akteure veranlasst, sowohl über strukturelle Ausgrenzungsmechanismen (z.B. des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes) nachzudenken wie auch über individuelle Fördermöglichkeiten (z. B. für Auszubildende mit gewissen Einschränkungen).

Unsere gesellschaftliche Vision ist also: die inklusive Gesellschaft!

Unsere Angebote vermitteln Wissen und Kompetenzen und ein Verständnis für die unterschiedlichen Dimensionen von Verschiedenheit, deren Überschneidungen und Diskriminierung verstärkende Mechanismen (Intersektionalität) sowie für die unterschiedlichen Konsequenzen, die sich aus Leitorientierungen wie Integration oder Inklusion ergeben. Interkulturelle Qualitätsentwicklung verbindet die strategischen Ansätze der interkulturellen Orientierung und des Diversity Managements und trägt bei zu einem kontinuierlichen Prozess kritischer Reflexion von unterschiedlichen Werten, Wahrnehmungsmustern, Handlungsstrategien und Kommunikationsstrukturen und zu einer offenen, interkulturellen Auseinandersetzung mit ihnen.

Neben der Vielfalt unterschiedlicher religiöser und sexueller Orientierungen oder von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten geht es schwerpunktmäßig um folgende Vielfaltsdimensionen, die auch in unseren Angeboten aufgegriffen werden:

Mehrheit und Minderheit
Konstruktion und Dekonstruktion von Kultur und Fremdheit (doing ethnic), gesellschaftliche Machtasymmetrien (Status- und Rechtsungleichheit, Exklusionsprozesse), Globalisierung und Arbeitskräftewanderung, Fluchtbewegungen, Frontstellun-gen und Feindbilder

Männer und Frauen
Konstruktion und die Dekonstruktion von Geschlecht (doing gender), gesellschaftliche Machtverhältnisse, Dominanzkultur, Frauenbewegung und Gleichstellungspolitik, Rollenbilder und Zuschreibungen

Junge und Alte
Demografischer Wandel, Veränderung der Alterspyramide, Gefährdung der sozialen Sicherungssysteme, Differenzierung des Alters (Ältere, Alte, Hochbetagte), gegenseitige Bilder der Generationen, altersübergreifende Arbeit und intergenerationelle Kommunikation, Jugendlichen- und Erwachsenenkulturen

Lebenswelt und Organisationskultur
Vielfalt von Lebenswelt und Lebenslage, Ganzheitlichkeit von Lebensverhältnissen versus bürokratische, spezialisierte, verrechtlichte, männlich dominierte, ethnozentristische Organisationskulturen

Wenn Sie schon jetzt mehr über unsere Vorstellungen erfahren wollen, schauen Sie doch in unsere Veröffentlichungen.

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